Studie: Eisbaden verlangsamt Regeneration und Muskelaufbau

Viele Profiathleten und Hobbysportler schwören auf ein Eisbad, die Eistonne oder Kryotherapie nach hochintensiven Trainingseinheiten. Auch Bodybuilder nutzen diese Methode seit längerem. Das Eisbad soll dabei helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und so die Regenration zu beschleunigen. Eine neue Studie der Kobe Universität aus Japan deutet nun jedoch darauf hin, dass Kälte den Heilungsprozess von Muskelzellen nach dem Sport sogar verlangsamen kann.

Studie Kryotherapie Muskelaufbau

Zweifel am Nutzen von Eisbaden und Kältetherapie bei Muskelverletzungen

Eine Studie der japanischen Kobe Universität mit Mäusen, bei der stark beanspruchte Muskeln im Anschluss mit Kühlpacks behandelt wurden, hat gezeigt, dass die Eistherapie die Regenration der beanspruchten Muskeln verzögert. Dies soll daran liegen, dass die Kälte entzündungsfördernde Makrophagen daran hindert, in beschädigte Muskelzellen einzudringen. Die vom Körper eingeleitete Entzündung ist demnach jedoch erforderlich, um die weitere Regenration der Muskelzellen einzuleiten, bzw. zu beschleunigen.

Die neuen Erkenntnisse werfen die Frage auf, ob schwere Muskelverletzungen weiterhin mit Kälte behandelt werden sollten, oder ob dies für die Heilung kontraproduktiv ist.

Methode und Durchführung der Studie

Für die Studie wurden bei Mäusen eine elektrische Muskelstimulation (EMS) am Bein induziert und gleichzeitig eine Kraft aufgebracht, um den Beimuskel in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. Die Belastung kann ähnelt dabei der von einem hochintensivem Beintraining. Im Anschluss an diese hochintensive Muskelbeanspruchung wurden die Beine der Mäuse mehrmals 30 Minuten lang mit einem Eisbeutel gekühlt.

Die Abstände zwischen den Eisbehandlungen lagen bei jeweils zwei Stunden. Die Kältetherapie wurde nach der Muskelbeanspruchung für zwei Tage fortgesetzt und orientierte sich an bisherigen klinischen Empfehlungen für Muskelverletzungen. Bei einer Vergleichsgruppe wurde die Beinmuskulatur auf die gleiche Art beansprucht, nur dass die Beinmuskulatur der Vergleichsgruppe im Anschluss an die Belastung nicht gekühlt wurde.

Ergebnisse der Kältetherapie-Studie

Zwei Wochen nach der Muskelbeanspruchung verglichen die Forscher den regenerierten Muskel der “Eisgruppe” mit denjenigen Mäusen, die keine Kältetherapie erhielten. Das Ergebnis war, dass die regenerierten Muskelfasern der “Eisgruppe” im Querschnitt signifikant kleiner waren als die der Mäuse, die nicht mit Kälte behandelt wurden.

Regelmäßig entnommene Muskelproben der beiden Vergleichsgruppen ließen Rückschlüsse darauf zu, wie sich der Regenerationsprozess der gekühlten Muskeln von den nicht gekühlten unterschied. Die Untersuchung der Muskelproben zeigte, dass es für Entzündungszellen schwieriger war, in die beschädigten Muskelzellen einzudringen, wenn diese regelmäßig gekühlt wurden.

Während der Muskelregeneration sammeln sich Makrophagen an den beschädigten Muskelfasern, entfernen Rückstände vom beschädigtem Muskel und starten dann damit, neue Muskeln aufzubauen, wodurch auch die Proteinbiosynthese beschleunigt wird. Dieser Prozess wurde bei der “Eisgruppe” ausgebremst, weil die Entzündung unterdrückt wurde.

Eisbaden Muskelaufbau

Haupterkenntnisse der Studie im Überblick

  • Die Studienergebnisse offenbarten, dass das regelmäßige Kühlen einer schweren Muskelverletzung infolge einer exzentrischen Kontraktion die Heilungszeit signifikant verlängern und die Bildung neuer Muskelzellen verzögern kann.
  • Hauptursache hierfür ist, dass die Kühlung zu einem verzögerten Eintreffen von entzündungsfördernden Makrophagen in den Muskelzellen führt. Die Makrophagen helfen den Muskelzellen u.a. dabei sich zu regenerieren und konnten deutlich schwerer in die gekühlten Muskelzellen eindringen. 

Fazit

Die Kältetherapie nach intensivem Training hat in den letzten Jahren zahlreiche Fürsprecher gefunden. Sowohl Profisportler, als auch Hobbyathleten greifen auf die Methode zurück, um die Regeneration nach dem Training zu verkürzen und Entzündungen zu hemmen. 

Nun deutet die Studie des internationalen Forscherteams der Kobe Universität darauf hin, dass Kälte nach hochintensivem Training für die Regeneration kontraproduktiv ist. Die verlangsamte Entzündung der Muskelzelle durch das Eis ist demnach bei Mäusen kontraproduktiv für eine möglichst schnelle Heilung der Muskulatur. Eine Entzündung, die infolge einer Gewebeverletzung stattfindet, sollte demnach nicht unterdrückt werden, weil sie den natürlichen Heilungsmechanismus einleitet und beschleunigt. 

Inwieweit die Ergebnisse der Studie auf den Menschen übertragbar sind, bleibt abzuwarten. Sie liefert jedoch einen ersten ernstzunehmenden Anhaltspunkt dafür, dass Kältetherapie für die Regeneration und das Muskelwachstum eher schädlich als förderlich ist.

Glossar

Makrophagen: “Fresszellen”, die zu den weißen Blutkörperchen zählen und somit zu den Zellen des Immunsystems. Es gibt sowohl entzündungsfördernde, als auch entzündungshemmende Makrophagen.

Weiterführende Quellen und Studien zum Thema: